Sanierung Rathaus Rechberghausen . . .
Erläuterung des architektonischen Konzepts:
Das Rechberghauser Rathaus, erbaut als das neue Schloss der Grafen von Degenfeld um 1720, ist im Laufe seiner Geschichte mehrmals umgebaut worden. Das Äußere ist noch weitgehend im originalen Zustand erhalten; dagegen haben sich im Inneren so viele Veränderungen ergeben, dass eine lückenlose Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands heute nicht mehr möglich ist. Der großen Umbaumaßnahme um 1970 sind wohl die letzten Reste der originalen Innenaustattung zum Opfer gefallen. Vorbereitend zur Generalsanierung war von 1989 - 2000 die Rathausgarage im Norden angebaut worden, mit Festlegung der Lage des Treppenhauses und des Aufzugs im Gebäude und danach mit dem Ausbau des Schlosskellers. Ziel der nun vorgenommenen grundlegenden Sanierung des gesamten Gebäudes war - die Sicherung und Erlebbarmachung der noch vorhandenen originalen Substanz, - die bauphysikalische und bautechnische Ertüchtigung des Gebäuds - die Schaffung einer modernen Rathausfunktion - durch Veränderungen in Raumaufteilung , Zuordnung und durch neue technische Ausstattung - der Ausbau und die Nutzbarmachung des riesigen Dachgeschosses für vielfältige Nutzung - der Einbau von sicheren und funktionalen Erschließungen - Treppenhäuser und Aufzug

Die Maßnahmen im Einzelnen :
Äußeres: Hauptsächliche Veränderung in der äußeren Erscheinung ist die Wiederherstellung der wohl ursprünglich farbigen Fassung der Fassaden in ocker und weiß. Der Ersatz der Fenster erfolgte nach historischem Vorbild. Lediglich die Gauben im Dachgeschoss - ursprünglich wohl ohne Fenster- haben moderne Fenster mit dunklen Rahmen erhalten. Die noch erhaltenen Wappen wurden sorgfältig retstauriert, ebenso alle Sandsteingewände, Gesimse und Friese.

Treppenhaus und Flure:
Hauptinteresse war das Verdeutlichen des inneren Wegekreuzes der Flure durch homogene Behandlung der Oberflächen und eine besondere Beleuchtung. Im Erdgeschoss konnte der originale Sandsteinboden freigelegt, weitgehend erhalten und ergänzt werden. Die historische Eichentreppe ist ebenfalls freigelegt und restauriert. Im Obergeschoss schafft ein Holzboden analog zu den Büros Zusammenhang und Großzügigkeit. Die Türen sind, wo möglich, als satinierte Glastüren ausgeführt. Im Erdgeschoss sind , wo vorhanden, die historischen Sandsteingewände freigelegt worden. Das in der Tiefgarage angelegte Treppenhaus ist mit einer Stahltreppe bis ins Dachgeschoss weitergeführt worden. Die für die Nutzung des Dachgeschosses notwendige zusätzliche Spindeltreppe ist als zylindrischer Körper frei in den Grundriss platziert.

Büroräume:
Diee ursprüngliche Raumhöhe wurde wiederhergestellt; teilweise sind Stuckelemente freigelegt worden. Entlang der Außenwände ist eine durchgehende Holzvertäfelung installiert, die allen Räumen eine gemeinsame Struktur verleiht, als Akustikpaneel, Heizkörperverkleidung, Wärmedämmung und Warmluftführung und dem Schutz der Wände dient. Die kassetierten Dielenböden in Eiche und Kirsche greifen das Thema des in 2 Räumen vorgefundenen Kassettenbodens von 1840 auf. Die Beleuchtung mit kubischen, nach oben strahlenden Leuchten unterstreicht das minimalistische Raumkonzept. Als besonderer Bereich ist das Bürgerbüro mit einer kompletten Einbaumöblierung aus einem Guss ausgestattet. Unmittelbar am Haupteingang gelegen, wird es über eine große Glasöffnung direkt erschlossen.

Der Dachstuhl - die "Schloßbühne"
Der eindrucksvolle Dachstuhl wurde konstruktiv saniert und die Dachdeckung erneuert. Die auf dem Dach liegende Dämmung lässt das Gebälk sichtbar. Es entsteht ein räumlicher Eindruck der "Schlossbühne", die nun als Ratssaal und für andere Veranstaltungen wie Trauungen und Ausstellungen benutzt werden kann. Ein breitliegender Dielenboden vollendet den archaischen Raum, der durch frei hängende Stoffbahnen gegliedert und abgeteilt werden kann. Eine filigrane Stahltreppe führt ins 2. Dachgeschoss, das als Besonderheit die zu Oberlichtern umgebauten ehemaligen Schornsteinzüge hat und als Lagerfläche benutzt wird.

Energiekonzept und Technik
Dass ein so altes Bauwerk nicht leicht an die neuen Erfordernisse der Energieeinsparung anzupassen ist, versteht sich von selber. Das realisierte Konzept setzt an den wesentlichen Punkten an: - neue hochwärmedämmende Fenster als Kombination von Innenflügeln mit Wärmeschutzglas und Außenflügel mit filigraner Sprossenteilung , die einen zusätzlichen Pufferraum schaffen. Daduch ergibt sich ein k-Wert von ca. 0.8 - Innenseitige Verkleidung der Außenwände mit Wärmedämmung, Fußleistenheizung mit Luftführung hinter der Verkleidung und oberem Austritt als Wandtemperierung im physiologisch wichtigen Bereich - Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung - nicht zuletzt die schon im Vorgriff realisierte Wärmegewinnung über Erdsonden mit Wärmepumpe Die gesamten Technikeinrichtungen sind in den Böden integriert und treten nicht in Erscheinung.

Zusammenfassung
Durch die nun abgeschlossene Sanierung hat das Rathaus im neuen Schloss einen neuen Charakter bekommen, der zugleich auch den Wert und die Qualität dieses eindruckvollen historischen Bauwerks erlebbar werden läßt. Die klare Ablesbarkeit von vorgefundenen, restaurierten und hinzugefügten Elementen macht die Geschichte lesbar und das Haus zu einem offenen Buch.